Ich glaube, Furcht kann uns beschützen und der Instinkt, eine gewisse Intuition und der Verstand warnen uns. Angst allein lässt Menschen irrational handeln oder lähmt sie komplett.
Mal zwei Beispiele:
1. Ich gehe nachts alleine in den Wald und habe Angst, jedes kleinste Geräusch lässt mich zusammenzucken. Die Bäume wirken wie große Ungeheuer und plötzlich schießen mir irgendwelche Filmfetzen in den Kopf, in denen jemand allein in den Wald geht und nie mehr zurückkehrt... Das Adrenalin fließt durch meinen Körper, ich bin panisch, gehetzt und versuche mit meinen Sinnen alles mir merkwürdig erscheinende wahrzunehmen... Ich höre einen Menschen näher kommen und weiß nicht ob ich weglaufen soll, mich ducken, erstarren und hoffen, dass er mich nicht sieht. Wieder denke ich an Nachrichten, die darüber berichtet haben, dass eine Leiche im Wald entdeckt worden ist und an Filme in denen ein Serienkiller sein Unwesen im Wald trieb...
2. Ich gehe nachts alleine in den Wald und bleibe innerlich ruhig. Mir entgehen die Geräusche, die ich nicht zuordnen kann nicht und ich versuche mich auf ein Geräusch zu konzentrieren und herauszufinden was die Quelle dessen ist. Da ich im Dunkeln wesentlich schlechter sehen kann, mache ich meine Schritte mit Bedacht. Ab und zu bleibe ich stehen, lausche oder denke über verschiedene Dinge nach... Ich höre einen Menschen näher kommen und versuche herauszufinden aus welcher Richtung die Schritte kommen und ob sich an der Gangart der Person etwas ändert. Weglaufen würde meine Anwesenheit verraten und sofern ich mir nicht sicher bin ob der Mensch mich wahrgenommen hat, bleibe ich an Ort und Stelle...
Was ich damit sagen möchte ist, dass ich im ersten Fall geistig umnebelt bin und dadurch in einer größeren Gefahr schwebe als im zweiten Beispiel, weil im zweiten Fall mein Verstand aktiv arbeitet und ich auf einen potenziellen Angreifer rational reagieren kann. Wenn man auf jedes kleine Geräusch ängstlich reagiert, kann man leicht andere Dinge übersehen oder überhören, die eventuell von größerer Bedeutung sind.
Angsterkrankungen klammere ich hierbei komplett aus, weil das wieder ein Thema für sich wäre und ich allgemeine Ängste, die viele Menschen haben meine.
Genau, Achtsamkeit ist sehr wichtig, wie du schon sagst. Furcht vor einer konkreten Gefahr ist auch gut, weil sie uns davon abhält am Ohr eines schlafenden Bären zu zupfen, mit geschlossenen Augen 100 Meter bei 200 km/h Motorrad zu fahren...

Angst bleibt für mich aber dennoch etwas, das ich bei mir auf einem Level von 0 haben möchte, weil sich mir der Sinn dessen noch immer nicht erschließt.
